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Gewählt

Österreich hat gewählt. Das bedarf einer Betrachtung zur Lage der Nation. Es sind ein paar sehr interessante Dinge geschehen. Im Süden wurde ein Zustand abgewählt, den eine Ansammlung von zum Teil gerichtlich ausgewiesen übersichtslosen und anderen merkwürdigen Gesellen in den letzten Jahren institutionalisiert hat. Jeder andere Wahlausgang wäre bedenklich gewesen. Jetzt muss ein Totalschaden repariert werden. Die Streitereien der von der Wählerschaft böse verprügelten Partei, die als Nachwehen durch das Land üblen Geruch verbreiten, sind die logische Konsequenz, wenn stilistische Armut auf inhaltliches Elend trifft. Der ziemlich nervös gewordene Anführer der Bundespartei beharrt darauf, dass die im Süden aber schon gar nichts mit der Mutterpartei zu tun haben und bezeichnet sie als „Kooperationspartner“, in aller Klarheit und Deutlichkeit, eine Phrase, die er in etwa jedem zweiten Satz deponiert. Jörg Haider wird gelegentlich schon lieber vergessen gemacht. Mehr gibt es dazu vorläufig nicht zu sagen, interessant erscheint höchstens die Kampfansage des verzweifelten Parteichefs, der von noch kantigerer Politik spricht, die nun zu machen wäre. Als ob das noch ginge. Viel schwarz-weißer ist nicht mehr möglich, aber wer weiß, wie tief der Griff in den Archivbeutel der dreckigen Methoden sein wird und nun aus der Not Minderheiten noch direkter und unverhohlener angegriffen werden als bisher, ansonsten ist die Umwelt eher ungefährdet, von „Ideen“ attackiert zu werden.

In Niederösterreich bleibt ein Landesfürst Landesfürst. Zwar wird auch dort Geld fragwürdig investiert, aber es werden anscheinend viele Künstlerinnen und Künstler und sonstige Menschen derart liebgehabt, dass sie sich gleich zu einem Personenkomitee zusammenschließen, um den Hermelin des Landesfürsten weiterhin streicheln zu dürfen. Verblüffend, wie Menschen schlagartig zu nicht mehr ernst zu nehmenden Erscheinungen werden können. Es stellt sich die Frage, ob es so etwas wie die Piefke-Saga auf niederösterreichisch geben könnte. Jetzt wohl nicht mehr. Alles bleibt besser.  Nun ist einmal vorerst gegen eine großzügige Kunst- und Kulturförderung gar nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil wäre viel mehr davon notwendig, weil nach wie vor durch Kunst neben ihrer eigentlichen Funktion als Kunst an sich am ehesten soziale und politische Befindlichkeiten abseits von der Politik selbst aufgegriffen und bearbeitet werden. Eine so genannte Hochkultur tut dies wahrscheinlich aber nicht in dem Ausmaß, wie es angebracht wäre. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Produktion und Kreation von Kunst und Kultur als Korrektiv zu gesellschaftspolitischen Themen und Problemen bedingungslos zu finanzieren ist. Hier gelangen wir zum Zitat, dass jene Hände, die pekuniäre Fütterungen an Kunst- und Kulturschaffende aus Steuergeld, wohlgemerkt, vornehmen oder gewähren, nicht gebissen werden mögen. Kulturförderung im kleinen Rahmen, um welche unzählige Künstlerinnen und Künstler ansuchen, um berechtigte Kommentare zu kreieren, fühlt sich ein wenig an wie das Bitten um ein Almosen und ähnelt durchaus einem Lottospiel, was die eigene Erfahrung gelehrt hat.

Es ergab sich eine ungewöhnliche Gelegenheit, absurde Vorgänge kennenzulernen. Eine abgelehnte Förderungseinreichung durfte beeinsprucht werden, fünfzehn Minuten wurden eingeräumt, um noch einmal Stellung zu beziehen. Bei diesem Plädoyer für ein Vorhaben irritierten die Zwischenfragen der Kommission, die einen Verdacht hegen ließen, der sich unglaublicherweise bestätigen sollte. Auf die zwei Tage später erfolgte Nachfrage, ob denn von dieser Kommission irgendjemand eine Ahnung gehabt hätte bezüglich des Inhalts, also wenigstens einen kurzen Blick auf zumindest ein Treatment geworfen hätte, lautete die verblüffende Antwort, dass eine (!!) Person von zumindest zehn oder zwölf den Inhalt kannte, aber an besagtem Tag, an dem vorgesprochen werden durfte, leider wegen Krankheit nicht anwesend war. Das heißt übersetzt, dass in einer Viertelstunde ein etwa 30-seitiges Konzept erklärt werden sollte, um eine Kommission, die es nicht für notwendig betrachtet, sich über die Projekte, über welche sie zu entscheiden hat, auch zu informieren, davon zu überzeugen, dass das eingereichte Projekt doch nicht abgelehnt wird. Das funktioniert nicht einmal mit vorgehaltener Pistole. Jammern ist nicht erlaubt, das Ansuchen wird wiederholt, stete Tropfen höhlen Steine. So geht es den „kleinen Leuten“ im Kulturbetrieb, die ohnehin von Reichtum ungefährdet sind. Diese werden unter anderem mit Summen abgespeist, für welche eine etablierte Klientel nicht einmal eine Füllfeder aufmachen würde, um etwas zu unterschreiben, geschweige denn einen Finger für kreative Arbeit krümmen. Nun werden also Personenkomitees gegründet für Leute, die vor nicht allzu langer Zeit mit den rechten Rabauken, deren Nerven zur Zeit blank liegen, so gar kein Problem hatten, nur um einen der ihren auf den Kanzlerposten zu hieven, von dem Helmut Zilk in der wohl lustigsten Fernsehwerbung, die nach kürzester Zeit wieder von den Bildschirmen verschwunden ist, die Bemerkung aussprechen durfte: „Da schaun s´, dass ausgerechnet i auf an klaan´ Schwoazn steh. Für den Schmäh hob i ma an guadn Kaffee verdient. Den besten.“ Der Kaffee stammt von einem Unternehmen, für welches der beste Finanzminister der Republik auch tätig war. Der beste für jene, die offenbar noch weniger Ahnung von Wirtschaft und rechtlich korrektem Verhalten haben als ein Blumentopf, aber wohl ordentlich von der damaligen Politik profitiert haben. Dieser Minister wurde vom hinaufgetricksten Kanzler als parteiloses Genie installiert. Seine Herkunft ist einschlägig: Groß geworden als Landeshauptmannstellvertreter in Kärnten unter und neben und mit Jörg Haider. Wie viel solchen Menschen, denen eine Steuernachzahlung von über den Daumen gepeilt fünf Millionen Euro ins Haus steht, der von der reaktionären Seite heftig umworbene so genannte kleine Mann tatsächlich bedeutet, kann man sich ungefähr vorstellen. Dieser Kaderschmiede entspringen Personen, von denen gefühlsmäßig eine von drei mit dem Gesetz in Konflikt liegt. Diese Kreise schließen sich früher oder später alle wieder, Stallgerüche verschwinden nicht mit einmal Duschen. Gemeinsame Vergangenheiten sind nicht löschbar. Diese Herkünfte sind von Weitem erkennbar, die Einkünfte eher undurchsichtig.
Welcher Gesinnung diese rechten und vermeintlich ehemals rechten und reaktionären Gesellen sind, ist also hinlänglich bekannt. Problematischer erscheint in erster Linie, welche Skrupel von welchen Parteien in diesem Land zu wiederholten Malen unauffindbar sein könnten, sollten Wahlergebnisse vertrackte Situationen erzeugen, sodass der rechte Haufen wieder zu einem Steigbügelhalter werden könnte. Dass die derzeitige Vizekanzlerpartei plötzliche Bedenken gegenüber einer Regierungsbeteiligung von ganz rechts außen entwickelt hat, ist eher unwahrscheinlich, anders sind die Ideen und Vorschläge zu Migrationsproblemen, zu Drogenpolitik und sonstige Unsinnigkeiten, die da in Kooperation mit der Kanzlerpartei veranstaltet werden, nicht erklärbar. Der Kommunismus habe im 21. Jahrhundert nichts verloren, war in Graz, der Stadt der Volkserhebung, zu hören. Das wird verhindert! Rechte Rabauken wurden da längst von der selben Partei mit einem roten Teppich im neuen Jahrtausend willkommen geheißen. Die Kanzlerpartei selbst betont: Mit denen rechts außen niemals. Auch dieses Versprechen sollte getrost vergessen werden. Wie gerne wurde das Amt des Vizebürgermeisters in Graz angenommen, möglicherweise auch aus Angst vor dem Kommunismus, wer weiß es. Wer isst schon gerne mit Hammer und Sichel. Worte und Wahlergebnisse gelten nun einmal in Zeiten wie diesen genau gar nichts mehr. Das beweisen Archive.

Was mich wiederum ein wenig zuversichtlich stimmt, mein bevorzugtes Reisevehikel betreffend, nämlich die Eisenbahn. Es wird davon gesprochen, die Regionalbahn zwischen Spielfeld und Bad Radkersburg im Jahr 2017 zu schließen. Mit Verlaub, aber im Jahr 2012 von einer Entscheidung für das Jahr 2017 zu sprechen erscheint geradezu lächerlich. Wenn man nun einmal weiß, wie wenig Wahl- und Versprechen insgesamt ernst zu nehmen sind, bleibt zu hoffen, dass das auch für Drohungen gilt. Ich gehe also davon aus, auch nach 2017 mit der Eisenbahn Bad Radkersburg verlassen und dorthin auch zurückkehren zu können. Mit schlechter Politik, schlechtem Stil und katastrophalem Niveau insgesamt kann leider nicht mehr gedroht bzw. eine Verbesserung der Zustände versprochen werden, damit es wenigstens eine minimale Chance gäbe, um diesen Umständen zu entkommen. Die haben es sich längst in diesem Land und überall sonst gemütlich gemacht.

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Originalbild hier: www.flickr.com/photos/rpmarks/4076040020/sizes/o


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[Kolumne/Walter Schaidinger/08.04.2013]





    Kolumne/Walter Schaidinger


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